Neulich im Wald…

Neulich im Wald…

Der Sommer hat uns dieses Jahr ganz schön auf die Probe gestellt und es sieht noch nicht so aus, als wäre er schon vorbei. Auf die üblichen Mittel gegen zu viel Hitze seid ihr sicherlich auch schon selber gekommen, Salbeitee, Jalousien runter, viel trinken, wenig bewegen…Der schönste Platz bei 35 °C und mehr ist immer noch im Liegestuhl unter einem Baum.

Apropos Baum. Wenn viele Bäume zusammenstehen, nennt man das Wald und im Wald lässt es sich auch prima aushalten. Aber Obacht, bitte die Waldbrandgefahr nicht unterschätzen! Außerdem leiden die Bäume sehr unter der Dürre, so wie alle anderen Lebewesen auch. Um ihre Überlebenschancen zu erhöhen, beginnen sie, starke Äste abzuwerfen. Also, aufpassen, dass ihr nix auf den Kopf bekommt. Aber selbst meine 4jährige Enkeltochter hat schon erkannt, dass es bei der Hitze im Wald angenehmer ist, als unter einem Sonnenschirm.

Der Wald kann noch mehr, er heilt – der Wald als Arzt! Ja, richtig gelesen. Der Aufenthalt in der Natur, im Wald, macht uns widerstandsfähiger gegen viele physische und psychische Erkrankungen. Wenn wir endlich aufhören würden, die Natur nur als Ressource zu betrachten und uns selbst wieder als ein Teil der Schöpfung und nicht als darüberstehend begreifen, könnten wir alle gesünder und glücklicher leben, damit der Gesellschaft etliche Milliarden Euro ersparen. Darüber gibt es auch schon etliche Studien. So prägten bereits in den 80iger Jahren japanische Forscher den Begriff „Waldbaden“ – mittlerweile eine anerkannte Therapieform. Besonders Patienten mit Depressionen, aber auch Diabetes, chronischen Schmerzen und zu hohem Blutdruck profitieren davon. Das Schöne ist, ich muss nicht in eine teure Kurklinik fahren, sondern setze mich auf mein Fahrrad, fahre in den Wald und therapiere mich selbst.

Pflanzen und Bäume interagieren direkt mit dem menschlichen Immunsystem, meist über die ausgesandten Duftstoffe. Der Mensch atmet beim Aufenthalt im Wald diese bioaktiven Substanzen ein und nimmt sie über die Haut auf. Nach einem langen Waldspaziergang ist die Anzahl der Killerzellen im Immunsystem deutlich erhöht und aktiver als vorher, ebenso die Zahl sogenannter Anti-Krebs-Proteine. Der Wald hat demzufolge selbst dem grüßten Schreckgespenst der „zivilisierten“ Welt, dem Krebs etwas entgegen zu setzen!

Die Zahlen und Fakten habe ich im Wesentlichen der Zeitschrift „Natur und Heilen“, Ausgabe 04/2017 entnommen.

Hier noch ein Hinweis an alle Zecken- und Fuchsbandwurmhysteriker: Klar, ein Zeckenbiss ist keine witzige Angelegenheit, aber deshalb die Natur zu meiden ist gewiss der falsche Ansatz. Vor dem Aufenthalt im Wald cremt ihr nackte Hautpartien gründlich mit Kokosöl ein, den Duft können die Biester nicht ab. Nach dem Waldspaziergang sucht ihr den Körper gründlich ab, ein Wechsel der Bekleidung kann auch nicht schaden. Erst wenn die Zecke ca. 12 Stunden an euch genuckelt hat, überträgt sie möglicherweise Borrelien, es ist also durchaus etwas Zeit vorhanden.

Infektionen mit Fuchsbandwurm beim Beeren naschen sind relativ unwahrscheinlich, wenn ihr die Beeren nicht gerade vom Boden aufsammelt. Der Fuchs kackt schließlich nicht auf den Strauch, sondern darunter. Außerdem noch ein paar Zahlen: 1982 bis 2000 sind europaweit insggesamt 559 Fälle von Fuchsbandwurm-Infektionen bekannt geworden. In ganz Europa werden bei rund 700 Millionen Einwohnern pro Jahr etwa 28 Menschen befallen. Eine Übertragung durch Wildkräuter und –früchte konnte bisher kein einziges Mal dokumentiert werden. Also, entspannt euch! Seid achtsam, aber nicht ängstlich!

Viel Spaß im Wald!

Katrin Schlegel