Was tun im Herbst?

Wie ihr sicher alle bemerkt habt, hat sich der Herbst eingeschlichen und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe gerade alle Hände voll zu tun. Mutter Natur meint es auch in diesem Jahr wieder sehr gut mit uns. Vieles gibt es zu ernten und zu verarbeiten. Falls ihr trotzdem vor langer Weile nicht wisst, was ihr anstellen sollt, hier einige Tipps und Vorschläge für eure Freizeitgestaltung bzw. womit ich mir gerade so die Zeit „vertreibe“. Ich bin aktuell als Sammlerin unterwegs, meist mit dem Fahrrad.

Was könnt ihr also zurzeit tun und vor allem, was macht ihr dann mit eurer Beute?

Ihr könntet zum Beispiel:

Pilze sammeln
eine wunderbare Beschäftigung, vor allem, ihr seid draußen an der frischen Luft. Na ja, ein paar essbare Exemplare solltet ihr schon erkennen, dabei helfen euch Bücher, Großmütter und Pilzberater.

Wusstet ihr eigentlich, dass es in Mitteleuropa ca. 3000 – 4000 sichtbare Pilzarten gibt, nur etwa 10 davon sind tödlich giftig. Na dann sollte das doch nicht so schwer sein…

Beeren sammeln
gerade gibt es noch eine ganze Menge Brombeeren. Diese enthalten besonders viele Antioxidantien sowie Provitamin A. Früchte und Blätter kräftigen das Bindegewebe und wirken Blutgerinnseln entgegen. Ihr könnt aus Brombeeren Marmelade kochen, ich mag sie besonders 1:1 mit frischer Ananas gemischt. Wir machen aber auch Wein und Likör daraus, Rezepte findet ihr reichlich auf www.Chefkoch.de.

Übrigens, wenn man sich in der Partnerschaft nur noch streitet, soll es helfen, gemeinsam 3 Mal durch Brombeerbüsche hindurchzukriechen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es hilft, irgendjemand muss ja dann dem Anderen die Dornen aus dem Hintern pulen, wer wäre dafür wohl besser geeignet als der Partner? Das klingt nach Versöhnung…

Eine sehr interessante Neuentdeckung für mich ist die Kornelkirsche, ein Wildobststrauch mit roten, olivenförmigen Früchten. Natürlich kann man die Kornelkirsche auch im Garten ansiedeln, sie ist recht anspruchslos, bevorzugt aber ein sonniges Plätzchen. Ich habe dieses Jahr zusammen mit Apfelsaft eine wunderbar herbe Marmelade gekocht. Sehr gut lässt sie sich aber auch zu Gele und Likör verarbeiten, Wein werden wir in den nächsten Jahren ausprobieren. Vor allem entfällt bei diesen Möglichkeiten das herauslösen der Kerne.

Sammeln von Kastanien

damit kann man wunderbar die Kinder beschäftigen…
Und dann gammelt das Zeug bis zum Frühjahr im Abstellraum herum und wird schließlich weggeworfen. Damit das im nächsten Frühjahr nicht wieder passiert, hier einige Tipps:

Frische Früchte grob hacken und mit Doppelkorn/Wodka/Obstler ansetzen, nach 3-4 Wochen abgießen. Die Tinktur äußerlich bei Krampfadern und Besenreisern anwenden.

Früchte hacken und im Backofen bei 50 °C trocknen lassen. Das so gewonnene Granulat kann für Vollbäder (hilft so bei Haut- und Haarproblemen wie z.B. Schuppen) oder für Fußbäder (reduziert da Fußschweißbildung und wirkt regenerierend) verwendet werden. Dafür nimmt man ½ kg Granulat und übergießt es mit 2 Litern kochendem Wasser und lässt das Ganze ½ Stunde ziehen, dann durch ein Sieb in die Badewanne geben.

Wusstet ihr, dass die Kastanie unsere europäische Waschnuss ist? Sie enthält so viele Saponine, dass man mit ihr sogar bessere Waschergebnisse als mit der indischen Waschnuss erzielt, außerdem ist sie ökologisch unbedenklich.

Ach ja, die trockenen Kastanien lagert ihr ab sofort unter dem Bett, sie wirken dort als natürliches Strahlenabwehrmittel, müssen allerdings keimfähig sein, also jedes Jahr erneuern!

Hagebutten ernten!

Damit könnt ihr euch auch noch etwas Zeit lassen, die dürfen gerne einen Frost abbekommen, dann werden sie etwas weicher, allerdings auch interessant für die daheim gebliebenen Piepmätze. Bekannt ist die Hagebutte als Tee und wegen ihres hohen Vitamin C-Gehalts, 100 Gramm Früchte können 800 mg davon enthalten, mehr davon hat nur noch die Acerola-Kirsche, die wächst aber nicht bei uns, sondern nur da, wo es wärmer ist, viel wärmer! Aber immer nur Tee ist langweilig. Die Verwendungsmöglichkeiten sind vielfältig, Chutney, Marmelade, Likör, Wein…Rezepte findet ihr wieder bei www.chefkoch.de. Für Marmelade und Co müsst ihr die Kerne entfernen. Eine Sauarbeit, aber es lohnt sich.

Werft die Kerne nicht weg, sondern zerdrückt sie etwas, z.B. im Mörser und setzt sie in einem guten Öl an (Mandel, Avocado, Jojoba…). Sie enthalten sehr viel Retinol (Vitamin A1), dieses ist fettlöslich, ihr könnt es also mit Öl herausziehen und dann als hautverjüngende Schönheitspflege verwenden, haben schon die alten Azteken gemacht.

Äpfel sammeln!

Wo immer ihr welche findet, nehmt sie mit! Je bunter die Mischung, umso besser schmeckt das Apfelmus. Außerdem könnt ihr bei frei wachsenden Exemplaren am Wegrand ziemlich sicher sein, dass sie nicht gespritzt sind. Ihr könnt die Schale mitessen bzw. trocknen und für Tee verwenden. Apfeltee am Abend hilft beim Einschlafen und stärkt außerdem die Nerven, aber auch bei Fieber, Schnupfen und Husten leistet er gute Dienste, ev. mit etwas Zitronensaft und Honig verfeinert. Solltet ihr viele eigene Äpfel haben und sie zu Saft verarbeiten, so lohnt es sich, nach einer mobilen Apfelpresse zu suchen. Man erhält sofort den Saft aus seinen eigenen Äpfeln, pasteurisiert in der handlichen Box mit Zapfhahn. In meiner Region könnt ihr unter www.apfel-paradies.de nachschauen, ob es noch freie Termine gibt.

Wusstet ihr, dass geschätzt etwa 800 – 2000 verschiedene Sorten in Gärten und Streuobstwiesen die Industrialisierung des Obstanbaues überlebt haben? Hm, im Supermarkt finde ich höchstens eine Hand voll Sorten welche nicht einmal besonders schmecken, beim heimischen Obstbauern sieht es auch nicht viel besser aus, traurig.

Wir planen gerade selbst eine Streuobstwiese anzulegen oder käuflich zu erwerben um alten Obstsorten einen Lebensraum zu bieten, Angeboten aus dem Raum Neustadt sehen wir also aufgeschlossen entgegen!

Küchenkräuter ernten

Die letzten Küchenkräuter ernten bevor sie der Frost hinwegrafft und trocknen, einfrieren oder zu Kräutersalz verreiben. Ihr wisst am besten, was in eurem Kräutergarten wächst, deshalb will ich dazu gar nicht mehr sagen!

Heilsame Wurzeln sammeln!

Als Letztes geht es, spätestens am 31.10., den heilsamen Wurzeln an den Kragen. Nach diesem Datum erntet man keine Heilpflanzen mehr (erst ab Ostern wieder), sie sind tabu, gehören den Naturgeistern, welche im November umherstreifen und ihre Winterquartiere aufsuchen. Wem das zu spooky ist, hier die wissenschaftliche Erklärung: die Sonne steht tief, die Tage sind kurz, also verlieren die Pflanzen ihre heilsamen Inhaltsstoffe. Die Erklärung mit den Geistern gefällt mir aber viel besser…

Beim Wurzeln graben ist zu beachten: Nicht alles ausbuddeln, gebt den Pflanzen eine Chance im Frühjahr wieder auszutreiben bzw. erntet nur einen kleinen Teil des Bestandes! Ich selbst ernte Beinwell, Löwenzahn, allerdings von meinen Gartenbeeten, aus der Wiese bekomme ich den nicht heraus, Baldrian und ev. Blutwurz (Tormentill). Ich setze Ölauszüge und Tinkturen an.

Beinwell: Ölauszug für Salbe, äußerlich angewendet wirkt sie wundheilend und gewebebildend, sogar bei Knochenbrüchen wie es der Name der Pflanze ausdrückt.

Löwenzahn: Alkoholischer Auszug mit mind. 40%igem Alkohol, wirksam bei Verdauungsbeschwerden, hilft mir jedes Jahr Weihnachten die geliebte Weihnachtsgans beschwerdefrei zu verdauen!

Baldrian: Alkoholischer Auszug s.o., um meinen Kater vollkommen verrückt zu machen…äh, nee, natürlich nicht. Ich benötige die Tinktur manchmal, wenn ich wieder zu viel gearbeitet habe und nicht „runter komme“.

Blutwurz: Alkoholischer Auszug s.o., hilft bei entzündlichen Prozessen im Mund- und Rachenraum. In Wein angesetzt stärkt er das Immunsystem, täglich ein Likörgläschen davon trinken!

Oh je, der viele Alkohol, da werde ich mir wohl noch eine Lebertinktur ansetzen müssen, natürlich mit Alkohol. Ja, das klingt jetzt wirklich nach viel, aber eine Tinktur wird ja nur tropfenweise eingenommen. Hat man immer noch Bedenken, so kann man die Tinktur auf Zucker auftropfen, dabei verdunstet der größte Teil des Alkohols. Viele pflanzliche Wirkstoffe lassen sich jedoch nur mit Hilfe von Alkohol, Öl oder Lecithin (im Honig) herauslösen.

Ich glaube nun hat Jeder, der diesen Blog gelesen hat, genügend zu tun bis endgültig der Winter Einzug hält. Habt ihr Fragen an mich oder Wünsche / Ideen für den nächsten Blog, nehmt gerne Kontakt auf.

Ich wünsche euch einen schönen, ertragreichen Herbst!

Katrin Schlegel